Bergen, schippen und pumpen, das ist alles, was wir im Moment machen können. Mit den Sachschäden wird man sich erst später beschäftigen, mit der Zukunft ohnehin. Erst hörten sie das Rauschen, dann sahen sie das Wasser. Im Kreis Euskirchen, im Ahrtal und in einem kleinen Dorf "Odendorf" reißen die Fluten Menschen, ganze Dörfer und Autos weg ... so ähnlich lass ich die ersten Veröffentlichungen zu der Hochwasserkatastrophe.
Und ich war zu meinen Shootings auf meiner früheren Inselheimat Langeoog, friedlich und ruhig am Meer. Und dann lass ich in Twitter mit und die ersten Fotos machten deutlich wie schlimm die Gewalt der Natur war. Also tauschte ich meinen Job als Fotografin gegen eine Woche HelferUrlaub ❤️. Mögliche Shootings hatte ich verschoben um da mit anzupacken wo es im Moment viel viel wichtiger ist.
Meer und Langeoog muss einfach warten, den Menschen helfen war mir wichtiger und dabei auch ein wenig Hoffnung schenken. Nach fast fünf Stunden Zugfahrt war ich im Kreis Euskirchen und begann mit einer privaten Initiative vor Ort eine Zentrallager für Hilfsgüter logistisch und praktisch aufzubauen.
Dass Wasser katastrophale Zerstörungen anrichten kann, musste ich bereits schon zweimal in Afrika persönlich erfahren. Aber das die so friedliche Element diese ungemeine Kraft entwickeln kann, alles mitzureißen, was ihm in den Weg kommt in einem der reichsten Länder der Welt, hatte ich nicht vermutet. Wie es eben jetzt im Westen passiert ist. Ich wollte nur helfen, mit anpacken um im ersten Schock den Menschen ein kleines Zeichen zu senden. Also packten zirka 10 Menschen mit an, wir schleppten Kisten nachdem wir die vielen Spenden erst einmal logistisch geordnet hatten, bauten ein Lebensmittellager auf und sortierten und schleppten Kisten. Es wurden Umzugskartons benötigt um alles gut für die Menschen und die Transporte zu verpacken - danke an die Firma "Schrankenlos" in Bonn die hunderte Kartons sponserte.
Nach zwei Tagen machte sich diese schwere körperliche Arbeit auch bemerkbar - hallo Herr Muskelkater. Aber wir arbeiteten weiter, weil wir alle diese Gefühl hatten "Gemeinsam schaffen wir es für die Menschen".
Dass Wasser katastrophale Zerstörungen anrichten kann, musste ich bereits schon zweimal in Afrika persönlich erfahren. Aber das dies so friedliche Element diese ungemeine Kraft entwickeln kann, alles mitzureißen, was ihm in den Weg kommt in einem der reichsten Länder der Welt, hatte ich nicht vermutet. Wie es eben jetzt im Westen passiert ist. Und nein ich hinterfrage und diskutiere nicht nach dem "Warum", den dies ist uns bekannt und nun sollten wir es Alle langsam begriffen haben.
Ganze Familien mit Ihrem Zuhause brachen unter der braunen Wassermassen zusammen oder wurden hinfort getrieben, Bäche die innerhalb weniger Minuten zur lebensgefährlichen Falle wurden. Immer wieder beweist uns die Natur mit ihren gewaltigen Elementen, wer hier die Oberhand hat. Wir Menschen sind es jedenfalls nicht!
Nach fünf Tagen im neuen Zentrallager in Zülpich stand abends eine ältere Dame vor mir und fragte mich leise "Können Sie mir bitte helfen ich habe alles verloren und trage nur noch das was ich auf meinem Körper habe bei mir" ich schaute Sie an und lächelte Ihr zu "Ja, dafür sind wir ja da und haben das Lager umgesetzt" und Sie sagte "Ich bin 74 Jahre und fühle mich so beschämend" ich fragte Sie "Soll ich Sie mal umarmen?".
Darauf antwortete Sie mir "ja gerne aber ich konnte zwei Tage nicht duschen" und genau da wusste ich noch mehr, warum ich diese 6 Tage meinen "Helferurlaub" machte - Menschlichkeit, dass was uns Menschen aus macht.
Wir packen dann gemeinsam für Sie Bekleidung, Bettwäsche, Handtücher, Hygenieartikel, Lebensmittel zusammen und fuhren Sie noch zu Ihrer Schwester im Nachbardorf, wo Sie im Moment Ihr Zuhause hat. Ob Ihr Elternhaus nochmals aufgebaut werden kann, müssen die Statiker die nächsten Wochen beantworten. Ich wünsche es Ihr so.
Nicht einmal die Gummistiefel die viele Menschen hier in Swisttal Odendorf tragen, gehören ihnen. Bei vielen Menschen ist vieles geliehen, weil sie nichts mehr haben. Ich bin meinem letzten Tag in Swisttal Odendorf, es sollte mein einziger Fototag werden - aber bereits nach einer Stunde tausche ich meine Kameras wieder gegen die Gummistiefel und Schaufel. Schippe den Schlamm aus den Keller einer älteren Dame.
In Odendorf sorgte allerdings nicht nur die Swist für schlimme Schäden. Auch der Orbach, der sonst im Sommer fast austrocknet, wurde zum reißenden Fluss. Die Orbachstraße wurde unterspült, große Teile der Fahrbahn komplett weggerissen. Die Bäume entlang des Bachs hielten den Wassermassen nicht stand und kippten um wie Streichhölzer. Das Zuhause vieler Menschen komplett zerstört und Menschen verloren ihr Leben oder sind weiterhin noch vermisst.
Die Menschen in Odendorf äußern immer wieder ihre Dankbarkeit als ich mit meinen Kameras durch die zerstörten Strassen laufe, man könne dankbar sein, dass so viele tausend Helfer vor Ort waren und sind. Das Ortsbild erinnert mich an die Nachkriegsszenen, die meine Oma erlebt haben muss. Überall liegt Schlamm, Erde, die kaputten Autos, Brücken die zerstört sind und Bahnschienen die nicht funktionieren.
Menschen die in dem Modus "Machen / Funktionieren" geschaltet haben, um das wenige was Ihnen das Hochwasser gelassen hat zu retten.
Sie funktionieren nur, ansonsten können viele Menschen die Situation nicht ertragen und die Kraft für den Wiederaufbau muss noch lange halten.
„Ich weiß nicht, ob wir das schaffen“ sagt mir die ältere Dame, deren Keller ich mit anderen Menschen vom Schlamm versuche zu befreien.
Von der Dorf Idylle ist nichts mehr übrig „schon jetzt machen sie sich alle grosse Sorgen, wie sie das Hochwasser finanziell stemmen sollen, sagt der Nachbarr: „Ich weiß nicht, ob wir das schaffen".
Es donnern Sanitärfahrzeuge, Freiwilligen Feuerwehr und die Fahrzeuge des THW vorbei, braun-grauer Matsch spritzt von der Straße in den Keller, da alles zum lüften geöffnet ist. Die Sonne bricht durch die Wolken und scheint auf den Haufen von Möbeln und Unrat, der neben den vielen Haustüren liegt. Es riecht feucht, schlammig und erdig. Und viele tausende Helfer ziehen mit Ihren Schaufeln und Eimern vorbei.
Gegen 16.00 Uhr mache ich mich wieder auf, die Gummistiefel gebe ich als Spende an eine weitere Helferin weiter. Und ich spüre die 6 Tage richtig massiv, es kostet viel Kraft und nicht nur körperlich. Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf ... wir Helfer kehren in unser Zuhause zurück, aber für die Menschen wird nach dem Hochwasser die Bürokratieflut beginnen. Welche Auseinandersetzungen per Mail, Papier, Telefon oder bei persönlicher Vorsprache werden den Katastrophenopfern im Kreis Euskirchen, dem Rheinland und an der Ahr nach Wiederherstellung des Alltags bevorstehen? Eins muss uns Allen bewusst sein, die Menschen des Hochwassers benötigen noch lange unsere Hilfe und Unterstützung. Und darauf sollten wir uns konzentrieren, wie wir dies gemeinsam schaffen können.
Wer direkt für die Menschen in dem kleinen Dorf Swisttal Odendorf spenden möchte, dann hier bitte:
Spenden per PayPal: https://paypal.me/pools/c/8BgtBkE3zJ
Spenden per Banküberweisung:
JGV Odendorf e.V.
DE20 3706 9627 0078 0810 15
Vermerk: Spende Hochwasser
Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!
Kommentar schreiben
Helmut (Mittwoch, 28 Juli 2021 16:17)
Liebe Daniela,
wieder einmal ziehe ich meinen Hut vor Dir. Danke für deinen Einsatz und deine Hilfe.
Ich kann immer mehr verstehen, warum du so eine aussergewöhnliche Fotografin bist ... es ist deine Menschlichkeit.
Danke und Grüsse aus München.
Simone (Mittwoch, 28 Juli 2021 17:22)
Hallo Dani,
lieben lieben Dank das Du hilfst und machst ... ich hatte auch überlegt aber mich dann nicht getraut einfach so loszumachen. Hier muss ich noch viel lernen, auch von Dir.
Wir Menschen sind es jedenfalls nicht! Ja und ich hoffe das wir dies endlich lernen.
Fühl Dich umarmt, auch wenn wir uns nicht persönlich kennen.
Simone aus Stuttgart
Herbert (Donnerstag, 29 Juli 2021 10:23)
Liebe Frau Skrzypczak,
danke das Sie dies tun und ich habe eben eine Spende über Paypal zu den Menschen überwiesen. Und Sie haben Recht, der Aufbau beginnt erst. Ich musste leider den Aufbau nach dem Krieg mit erfahren und so empfinde ich es, wenn ich Ihre Fotos sehe.
Danke und achten Sie aus sich.
Herzlichst H. Weigand aus NRW
nTTwkrnu (Mittwoch, 16 Oktober 2024 13:42)
1